Karriere in den Rocky Mountains

Während des Bachelorstudiums verbrachte der US-Amerikaner Samuel Gage einen Sommer als Praktikant an der TU Clausthal. Hier gefiel es ihm so gut, dass er für den Master in Angewandter Chemie aus den USA in die Berg- und Universitätsstadt zog. Zehn Jahre nach seinem Abschluss besuchte er die TU Clausthal erneut und erzählte mir, wie sich seine Karriere nach dem Studium entwickelt hat.

Aus den USA an die Wunschuni TU Clausthal

2009 suchte Samuel Gage nach einem Praktikumsplatz. Passend zu seinen Studienfächern Chemie und Deutsch an der Indiana University, Bloomington (USA), sollte es ein chemiewissenschaftliches Praktikum sein, am liebsten in Deutschland. Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst bewarb er sich für ein Stipendium und kontaktierte mögliche Praktikumsstellen – unter anderem das Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik (PuK) der TU Clausthal. Doch dann folgte ein Rückschlag: das Stipendium wurde abgelehnt, das Praktikum in Deutschland drohte zu platzen.

Für die TU Clausthal sei das aber kein Hindernis gewesen. „Sie sagten, ich solle trotzdem kommen“, erinnert er sich an die Clausthaler Zusage. Drei Sommermonate arbeitete der Amerikaner daraufhin am PuK und forschte an Faser-Kunststoff-Verbunden. Für den Naturliebhaber war das Umfeld in Clausthal perfekt: „Ich liebe die Berge und das Wandern. Ich habe mich schnell in Clausthal verliebt“, sagt Samuel.

Umso leichter fiel es ihm, nach dem Bachelorabschluss in den USA für den Master in Angewandter Chemie an die TU Clausthal zurückzukehren. Im Studienalltag konnte er seine Deutschkenntnisse gut einsetzen. Nur die mündlichen Prüfungen seien eine Herausforderung gewesen, aber das Internationale Zentrum habe ihn immer unterstützt, berichtet er. Dort war er neben dem Studium als Betreuer für ausländische Studierende tätig und lernte die internationale Gemeinschaft an der TU schätzen.

Regierungsberater für Erneuerbare Energien

Die Masterarbeit schrieb Samuel am Institut für vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oldenburg. Anschließend verschlug es ihn zurück in die USA, wo er an der Colorado School of Mines promovierte. Möglich war dies durch eine damalige Kooperation mit der TU Clausthal: Die Hochschule in den Rocky Mountains akzeptierte Samuels Masterzeugnis aus dem Oberharz ohne Auflagen.

Nach der Promotion blieb er in Colorado und entwickelte zunächst Wärmespeichersysteme am National Renewable Energy Laboratory. Inzwischen ist er als Clean-Energy-Berater und Gruppenleiter eines Analyse- und Modell-Teams bei der Beraterfirma Energetics tätig. Diese arbeitet eng mit dem US-amerikanischen Department of Energy (DOE) zusammen und berät die Behörde zur Dekarbonisierung der Schwerindustrie.

Samuels Aufgaben sind das Einbinden aller Stakeholder, darunter wissenschaftliche Einrichtungen und Labore, Start-Ups sowie Klein-, Mittel- und Großunternehmen, und die strategische Analyse von Industrieprozessen. „Die Industrie sagt mir, was sie über Themen wie Dekarbonisierung und Energieeffizienz denkt und was sie zur Umsetzung braucht“, erklärt er. „Ich analysiere den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen ihrer Industrieprozesse und finde heraus, welche Technologien oder Verbesserungen dafür nötig sind.“

Auf Grundlage seiner Ergebnisse berät er anschließend die Behörden. Zum Hintergrund: Die Vereinigten Staaten investieren aktuell hohe Summen in die Förderung von Nachhaltigkeit und Erneuerbaren Energien. „Die öffentlichen Gelder müssen gezielt eingesetzt werden. Ich berate also dahingehend, welche Investitionen die größte Wirkung erzielen.“

„Chemie ist mein Beruf, Deutsch meine Leidenschaft“

Dass Samuel mit seinem Chemiestudium heute im Bereich der Erneuerbaren Energien arbeitet, hat er lange vorausgeplant. Zum einen bot ihm dieses Feld sichere Zukunftsaussichten. Zum anderen bemerkte er schon während des Bachelorstudiums, dass die Kooperationen zwischen den USA und Deutschland auf dem Gebiet sehr eng sind. „Die Chemie ist mein Beruf, aber Deutsch ist meine Leidenschaft“, lacht er.

Neben seinem Job engagiert er sich daher als Vorstandsmitglied im sogenannten Colorado Chapter der deutsch-amerikanischen Handelskammer. Diese ist Teil des Netzwerks der Deutschen Außenhandelskammern und fördert den Handel zwischen dem US-amerikanischen Bundesstaat und Deutschland. Auch bei der American Council on Germany’s Young Leaders Conference im vergangenen Sommer in Berlin war Samuel dabei und setzte sich für wirtschaftliche Beziehungen ein.

Seinen Besuch an der TU Clausthal hat er genutzt, um Bekannte und Freunde wiederzusehen. Und er hat sich für eine Herzensangelegenheit eingesetzt: Samuel möchte die Kooperation zwischen der Harzer Universität und der Colorado School of Mines wiederaufleben lassen, damit auch aktuelle Studierende die Möglichkeit einer Anerkennung in den USA bekommen.

 

Vielen Dank an Samuel Gage!
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